Erste Archive im Gebiet des heutigen Bezirks Uherské Hradiště [Ungarisch Hradisch] entstanden in historischen Städten Uherské Hradiště, Uherský Brod [Ungarisch Brod] und Uherský Ostroh [Ungarisch Ostra], aber auch im Städtchen Bojkovice [Bojkowitz]. Jede von diesen Städten bewahrte bereits seit der ältesten Zeit vor allem ihre Stadtprivilegien und Stadtbücher auf und ging je nach der Möglichkeit ans Verzeichnen und Ordnen des Archivgutes heran. Zum Aufbau tatsächlicher Stadtarchive kam es im späten 19. Jahrhundert. In Uherské Hradiště sorgten für das Stadtarchiv zuerst Professoren des hiesigen Gymnasiums, später dann die Stadtchronisten. Die wertvollsten Archivteile wurden in den Jahren 1940–1948 durch das Museum der mährischen Slowakei [Slovácké muzeum] betreut. In Uherský Brod wurde das Archiv gleich nach seiner Gründung im Jahr 1898 den Mitarbeitern des hiesigen Museums anvertraut und auf einer Museumstätigkeit basierte auch die Betreuung des Stadtarchivs in Bojkovice, wo der Museumsverein 1933 gegründet wurde.
Die Geschichte des Bezirksarchivs selbst begann im Jahr 1946, als das Archiv durch den Bezirksnational-ausschuss Uherské Hradiště konstituiert wurde. Obwohl das Archiv dem Statut nach ein Bezirksarchiv war, wurde es bereits seit seiner Entstehung als Grundlage des künftigen Archivs des Kreises Gottwaldov aufgebaut, das zum 1. Jänner 1949 errichtet wurde. Mit der Entstehung des Kreisarchivs in Uherské Hradiště, das gleichzeitig auch die Bezirks- und örtlichen Bestände verwaltete, erlosch praktisch das hiesige Bezirksarchiv. Erst die Regierungsverordnung über das Archivwesen aus dem Jahr 1954 hatte den Bedarf an Erneuerung des Bezirksarchivs hervorgerufen, wozu es im März 1955 in den Räumlichkeiten des Bezirksnationalausschusses Uherské Hradiště kam. 1960 wurde ins Bezirksarchiv Uherské Hradiště das Archiv in Uherský Brod eingegliedert, dessen Leiterin Marie Jašková die Verwaltung beider zusammen-gelegten Einrichtungen übernahm. Da das Bezirksarchiv in Uherské Hradiště über keine eigenen Depots verfügte, war das Archivgut aus dem ehemaligen Bezirk Uherský Brod im Schloss Nový Světlov in Bojkovice untergebracht. Der Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts war durch die Suche nach entsprechenden Räumlichkeiten für das Archiv und eine Verbesserung seiner personellen Ausstattung geprägt. Eine endgültige Lösung für den Sitz des Archivs brachte die Aufhebung der im Brünner Franziskanerkloster, Konskriptionsnummer 124, untergebrachten Zweigstelle des Staatlichen Archivs in Brno und die Übergabe der Räumlichkeiten dem Bezirksarchiv zur Nutzung am 15. Dezember 1964. 1986 begann eine Generalsanierung dieses unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes, die 1997 fertig gestellt wurde. Nach der Aufhebung der Bezirksämter wurde das Staatliche Bezirksarchiv Uherské Hradiště seit dem 1. August 2002 zu einer Niederlassung des Mährischen Landesarchivs in Brno.
Grundmerkmale der Archivbestände zur Geschichte der Familie des Hauses Liechtenstein
Das Staatliche Bezirksarchiv Uherské Hradiště betreut derzeit 1644 Archivbestände und Archiv-sammlungen in Umfang von 3348 Laufmetern. Dazu gehören insbesondere Dokumente der Staatsämter mit Bezirkswirkungsbereich, Städte und Gemeinden, Schulen, landwirtschaftlichen Genossenschaften, Pfarrämter der römisch-katholischen Kirche und Vereine.
Mit der Geschichte des Hauses Liechtenstein ist der südliche Teil des heutigen Bezirks Uherské Hradiště verbunden, der bis 1850 zur Herrschaft Uherský Ostroh [Ungarisch Ostra] angehörte. In erster Linie ist somit der Bestand Archiv města [Archiv der Stadt Uherský Ostroh] zu erwähnen. Die Schriftstücke der Stadt Uherský Ostroh wurden seit 1671 im Stadtrathaus Nr. 18 aufbewahrt und mehrmals verzeichnet. Die erhaltenen Verzeichnisse belegen Verluste an Schriftstücken, insbesondere dann beim Hochwasser am 6. September 1910, als neben dem Stadtarchiv auch die Unterlagen des hiesigen liechtensteinischen Gutes vernichtet wurden. Ein Teil der Schriftstücke geriet in Hände von Privatpersonen, die restlichen Unterlagen wurden vom hiesigen Lehrer und Stadtchronist Jan Borůvka aufbewahrt.
Zur Herrschaft gehörten ausser der Stadt Uherský Ostroh selbst 26 weitere Städtchen und Gemeinden, die den Bezirken Hodonín [Göding] und Uherské Hradiště angehören. Im Bezirksarchiv Uherské Hradiště werden Schriftstücke aus den Gemeindearchiven der Städtchen Hluk, Kunovice, Nivnice, Ostrožské Předměstí und der Dörfer Boršice u Blatnice, Chylice, Sady, Kvačice, Míkovice, Horní Němčí, Dolní Němčí, Ostrožská Nová Ves, Ostrožská Lhota, Slavkov, Strání und Vésky aufbewahrt. Da jedoch die schriftliche Produktion der Gemeindeämter bis 1945 nicht allzu umfangreich war, kann hier nur nach einzelnen Informationen und nicht etwa nach grösseren Datendateien gesucht werden. Die mit der Ausübung des Patronatsrechts über die Pfarren in der Herrschaft zusammenhängenden Dokumente sind in den Archivbeständen der jeweiligen Pfarrämter zu suchen. Für die Zeit des 20. Jahrhunderts sind auch Archivalien aus den Beständen Okresní úřad Uherské Hradiště [Bezirksamt Uherské Hradiště] und Okresní národní výbor Uherské Hradiště [Bezirknationalausschuss Uherské Hradiště] zu erwähnen, die sich insbesondere auf Konfiskationen der liechtensteinischen Vermögen beziehen.
Übersicht der Bestände mit einem Liechtenstein-Bezug
Archiv města Uherský Ostroh [Archiv der Stadt Uherský Ostroh] 1435–1945
Archiv městečka Kunovice [Archiv des Städtchens Kunovice] 1463–1944
Archiv městečka Ostrožské Předměstí [Archiv des Städtchens Ostrožské Předměstí] 1827–1945
Farní úřad Hluk [Pfarramt Hluk] 1768–1958
Farní úřad Kunovice [Pfarramt Kunovice] 1681–1981
Farní úřad Uherský Ostroh [Pfarramt Uherský Ostroh] Okresní úřad Uherské Hradiště [Bezirksamt Uherské Hradiště] 1850–1945
Okresní národní výbor Uherské Hradiště [Bezirksnationalausschuss Uherské Hradiště] 1945–1990
Kontaktangaben
Státní okresní archiv Uherské Hradiště
Velehradská 124
CZ-686 01 Uherské Hradiště
Tel. +420 572 552 634
E-Mail:
https://www.mza.cz/uherske-hradiste
Literatur
Čoupek, Jiří: 50 let Státního okresního archivu Uherské Hradiště [50 Jahre des Staatlichen Bezirksarchivs Uherské Hradiště]. Uherské Hradiště 1997.