MÄHRISCHES LANDESARCHIV – STAATLICHES BEZIRKSARCHIV BŘECLAV MIT SITZ IN MIKULOV

Die Archivtradition in Mikulov [Nikolsburg] geht auf die Zeit der Dietrichsteiner zurück, die in Mikulov sowohl ihr Familienarchiv als auch sämtliche Schriftstücke wirtschaftlicher Art aus allen ihren Herrschaften aufbewahrt hatten. Im Gegensatz zu beispielhaft betreuten Archivalien der Familie Dietrichstein verfügte das Stadtarchiv in Mikulov nie über einen Facharchivar und geeignete Räumlichkeiten. Erst durch einen Beschluss des Bezirksnationalausschusses in Mikulov wurde am 27. Juni 1947 das Bezirks- und Stadtarchiv in Mikulov gegründet, das für den ganzen damaligen Bezirk Mikulov zuständig war. Zu jener Zeit gab es im späteren Bezirk Břeclav [Lundenburg] kein anderes Archiv. In Břeclav waren Archivalien, deren erheblicher Teil leider bei einem alliierten Luftangriff auf Břeclav im November 1944 abgebrannt war, in drei Räumen einer Privatwohnung untergebracht. In Hustopeče [Auspitz] wurden Archivalien durch das schon damals bestehende Archiv Brno-venkov [Brünn-Land] betreut.

Dank dem Bestehen des Archivs in Mikulov wurde nach einer Verwaltungsreform im Jahr 1960 und der Entstehung des Bezirks Břeclav in seiner heutigen Form beschlossen, ein neues Bezirksarchiv gerade in Mikulov aufzubauen, obwohl Mikulov zu keiner Bezirksstadt wurde. Das Archiv war zu jener Zeit in dem kurz vorher renovierten Nikolsburger Schloss untergebracht, und obwohl sich hier geeignete Räumlichkeiten für Aufbewahrung der Archivalien befanden, im Hinblick auf Büroräume und andere erforderliche Ausstattung war die Lage bei wei-tem nicht so gut. Es ist gelungen, für diese Zwecke die Kanonikerresidenz Konskriptions-Nr. 6 auf dem Hauptplatz zu gewinnen, die 1964 für den Archivbedarf renoviert wurde. Man begann in die neu erworbenen Räumlichkeiten umgehend Gerichtsakten sowie auch die vom Gebietsarchiv in Brno [Brünn] übernommenen Archivalien zu verlagern. Ein Jahr später gewann das Archiv auch das Nachbarhaus Konskriptions-Nr. 4, der für Büroräume, Bibliothek und Fotowerkstatt adaptiert wurde. In diesen Räumlichkeiten blieb das Archiv über weitere mehr als 30 Jahre hinweg.

Ausser der grundlegenden Archivarbeit, die in Abfuhr des Archivmaterials, Kontrolle über Registraturen und Ordnen von Archivalien besteht, wurde in Mikulov bereits Anfang der 60er Jahre eine grosse Aufmerksamkeit der heimatkundlichen Arbeit mit einer sich daraus ergebenden Veröffentlichung der Forschungsergebnisse gewidmet. Aus dem Grund wurde seit 1965 ein heimatkundlicher Sammelband herausgegeben, der heutzutage unter dem Namen Jižní Morava [Südmähren] bekannt ist. Diese Zeitschrift wurde im Laufe ihrer Existenz zu einer Plattform regionaler Historiker und Archivare sowie auch der Hochschullehrer und Akademiker, wo sie die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit aus ganz Südmähren, d.h. den Bezirken Brno-venkov, Břeclav, Hodonín [Göding] und Znojmo [Znaim] publizieren.

Im Laufe der 1970er und insbesondere dann der 1980er-Jahre musste man sich mit dem immer quälenderen Raummangel im Archiv auseinandersetzen. Nach verschiedenen nicht umgesetzten Lösungsvorschlägen wurde 1997 für den Bedarf des Archivs ein nicht mehr genutztes Kaufhaus in Mikulov gekauft und im Herbst des Folgejahres begann dann sein Umbau zum Bezirksarchiv, im dessen Rahmen im Innenhof ein ganz neues vierstöckiges Depositorium für fast 6 Kilometer Archivalien erbaut wurde. Im November 2000 konnte das Archiv, nachdem der Umbau und anstrengende Umzug abgeschlossen worden waren, erste Forscher begrüssen. Seit August 2002 ist das Staatliche Bezirksarchiv Břeclav mit Sitz in Mikulov infolge einer Verwaltungsreform ein Bestandteil des Mährischen Landesarchivs in Brno.

Grundmerkmale der Bestände zur Geschichte der Familie des Hauses Liechtenstein
Das Staatliche Bezirksarchiv Břeclav mit Sitz in Mikulov betreut derzeit 1732 Archivbestände in Umfang von 4200 Laufmeter. Es gehören dazu vor allem Dokumente der Staatsämter, Städte und Gemeinden, Justiz, Schulen, Genossenschaften, Vereine, Kultureinrichtungen, Kirchen u. Ä. Wichtig und von den Forschern häufig genutzt sind auch persönliche Bestände bedeutender, oft auch im Ausland bekannter Persönlichkeiten der Region. Angesichts der Tatsache, dass ein erheblicher Teil des Gebiets, das heutzutage in den Wirkungsbereich des Nikolsburger Archivs fällt, in der Vergangenheit zu Vermögen des Hauses Liechtenstein gehört hat, wird im Staatlichen Bezirk-sarchiv Břeclav mit Sitz in Mikulov eine Menge an Archivalien aufbewahrt, die bei der historischen Forschung über das Haus Liechtenstein genutzt werden können. Es handelt sich nicht um Schriftstücke persönlicher Art handelt, sondern ausschliesslich um solche, die im Zuge der Gemeinde- und Stadtverwaltung seitens der Liechtensteiner und ihrer Beamten entstanden sind.

Von grösster Bedeutung ist hier wahrscheinlich der umfangreiche Archivbestände der Stadt Valtice [Archiv der Stadt Feldsberg] (1290-1945), der ausser einer Reihe von Urkunden auch ein reiches Aktenmaterial enthält, der die Verwaltung dieser liechtensteinischen Residenzstadt dokumentiert. Ähnlich kann – insbesondere dann für die jüngere Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts – der Bestand Archiv města Hustopeče [Archiv der Stadt Auspitz] (1362-1945) genutzt werden, das ebenfalls im Besitz der Liechtensteiner war. Erwähnenswert sind auch die vom fürstlichen Architekten Karl Weinbrenner erstellten Pläne der Kirchen in Poštorná [Unter-Themenau] und Ladná [Rampersdorf] vom Anfang des 20. Jahrhunderts, die in Archivbestände der entsprechenden Gemeinden aufbewahrt werden. Nachweise über Beziehungen der Familie Liechtenstein zu ihren Angestellten oder zu im Gebiet ihres Familienvermögens lebenden Menschen allgemein sind auch in Beständen der politischen Verwaltung und der Gerichtsverwaltung zu finden, beispielsweise unter Archivalien der Bezirksämter, Bezirksgerichte u.Ä.

Im Gegensatz dazu befinden sich unter Schriftstücken aus Mikulov, dem ehemaligen mährischen Hauptsitz des Hauses Liechtenstein, keine Archivalien aus der liechtensteinischen Zeit, da sie alle den zahlreichen Bränden in der Stadt zum Opfer fielen. Das Archiv verfügt über eine umfangreiche Bibliothek für den Bedarf der Forscher, die 25 Tausend Bände einschliesslich vieler fremdsprachiger Monographien und Zeitschriften mit Bezug auf die südmährische Region enthält.

Übersicht der Bestände der Familie des Hauses Liechtenstein
Archiv města Valtice [Archiv der Stadt Feldsberg] (1295-1944)
Archiv města Hustopeče [Archiv der Stadt Auspitz] (1362-1945 (1949))
Archiv obce Lednice [Archiv der Gemeinde Eisgrub] (1567-1945 (1948))
Archiv města Břeclav [Archiv der Stadt Lundenburg] (1625-1945 (1957))
Archiv města Podivín [Archiv der Stadt Kostel] (1637-1945)
Archiv obce Ladná [Archiv der Gemeinde Rampersdorf] (1848-1945 (1950))
Karten- und Plänesammlung (1797-2005)

Kontaktangaben
Státní okresní archiv Břeclav se sídlem v Mikulově
Pavlovská 2
CZ-692 24 Mikulov
Tel. +420 519 500 061
E-Mail: soka_breclav(at)mza.cz
https://www.mza.cz/breclav/

Literatur
Zemek, Metoděj – Zimáková, Alena: Městský úřad Valtice 1295-1944 [Stadtamt Feldsberg 1295-1944]. Mikulov 1965.
Zemek, Metoděj – Zimáková, Alena: Městský úřad Podivín 1637-1945 [Stadtamt Kostel 1637-1945]. Mikulov 1964.
Zemek, Metoděj: Okresní archiv Břeclav se sídlem v Mikulově. Průvodce po archivních fondech a sbírkách [Bezirksarchiv Břeclav mit Sitz in Mikulov. Führer durch Archivfonds und Sammlungen]. Praha 1976.