LANDESARCHIV IN OPAVA – STAATLICHES BEZIRKSARCHIV BRUNTÁL MIT SITZ IN KRNOV

Das Staatliche Bezirksarchiv Bruntál [Freudenthal] mit Sitz in Krnov [Jägerndorf] ist eine organisatorische Einheit des Landesarchivs in Opava [Troppau]. Es kontrolliert die Ausübungmdes Aktenwesens bei organisatorischen Einheiten des Staates mit dem Zuständigkeitsbereich eines Bezirks oder einer Gemeinde und bei Behörden der selbstverwalteten Gebietskörperschaften, sortiert Archivalien im Rahmen einer Kassation bzw. Skartierung im Wege eines Verfahrens oder auch ausserhalb eines Verfahrens aus, betreut aufbewahrte Archivalien und ermöglicht die Einsicht darin, erstellt Auszüge, Abschriften und Kopien von Archivalien und stellt sie bereit.

Das Bezirksarchiv in Bruntál entstand im Jahr 1958, wobei seiner Errichtung die Gründung der Bezirks-archive in Krnov und Rýmařov [Römerstadt] vorausging. Als erstes wurde 1952 das Bezirksarchiv in Krnov errichtet und anschliessend nahm 1956 das Bezirksarchiv in Rýmařov seine Tätigkeit auf. Im Jahr 1960 kam es zur Zusammenlegung der Bezirke Bruntál, Krnov und Rýmařov. Das Bezirksarchiv für den neuen Bezirk Bruntál hatte seinen Sitz in Janovice u Rýmařova [Janowitz]. In Krnov und Bruntál wurden Zweigstellen belassen.

Zu Beginn der 1970er Jahre musste sich das Archiv mit dem Problem der mangelnden Aufbewahrungskapazität auseinandersetzen. Sämtliche Lösungen dieses Zustandes in der Folgezeit waren nur provisorisch, die Platzverhältnisse im Archiv blieben unbefriedigend und die Lage wurde allmählich kritisch. Inzwischen übersiedelte 1982 die Zentrale des Bezirksarchivs vom Schloss Janovice nach Bruntál, wohin schrittweise auch sämtliche Archivalien verlagert wurden.

Einen Ausweg aus der unbefriedigenden Lage fand das Archiv schliesslich in der Renovierung einer Fabrikanlage des ehemaligen Staatsbetriebes Karnola in Krnov. Im November 2006 wurde das Gebäude der ehemaligen Textilfabrik offiziell zum neuen Sitz des Bezirksarchivs, und es konnten somit sämtliche Archivalien aus Bruntál nach Krnov verlagert und nach einer langen Zeit endlich ihrer Bedeutung entsprechend und würdig aufbewahrt werden.

Zum 1. Januar 2017 betreut das Archiv 1765 Archivbestände in Gesamtumfang von 5381 Laufmetern. Das Archiv verwaltet Schriftstücke von Ämtern und Organisationen der Staats- und Kommunalverwaltung, Schulen, kirchlichen Einrichtungen, Innungen, Firmen, Genossenschaften, Vereinen, gesellschaftlichen Organisationen u. Ä., die im Gebiet des Bezirks Bruntál tätig sind. Die mehr als 20 Tausend Bände und eine Menge Periodika zählende Archivbibliothek ist insbesondere auf Regionalgeschichte, Archivwesen und tschechische Geschichte ausgerichtet. Das Archiv erweitert ständig seine fachliche Archivtätigkeit ebenso wie die Möglichkeiten der Archivaliennutzung.

Grundmerkmale der Bestände zur Geschichte der Familie des Hauses Liechtenstein
Krnov als der jetzige Sitz des Bezirksarchivs Bruntál bildete früher einen Bestandteil der liechtensteinischen Vermögen. Es wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts als eine königliche Stadt gegründet und geriet gemeinsam mit der nahe gelegenen Burg Cvilín [Lobenstein] in den Besitz der Troppauer-Ratiborer Přemysliden. Nachdem das Fürstentum Jägerndorf 1523 die Hohenzollerner erworben hatten, wurde Krnov zu einem ihrer Sitze, was sich in seinem deutlichen Aufschwung widerspiegelte. Im März 1622 verlieh der Kaiser das Fürstentum Jägerndorf Karl I. von Liechtenstein als Lehen. Krnov verlor seine Funktion einer Residenzstadt und anschliessend kam es auch zu einer Zentralisierung der Fürstentümer Troppau und Jägerndorf. Die Bedeutung der Jägerndorfer Region ging auch danach zurück, als davon 1742 das Gebiet am linken Ufer des Flusses Opava [Oppa] und die ganze Region um Głubczyce [Leobschütz, auf Tschechisch Hlubčicko] abgetrennt wurden. Allerdings war im Jägerndorfer Schloss auch weiterhin die Verwaltung der liechtensteinischen fürstlichen Kammer untergebracht und am Ende des 18. Jahrhunderts wurde Krnov für einige Jahre auch zum Sitz des neu errichteten Troppauer Kreises. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Krnov und das umliegende Gebiet zu einem politischen Bezirk im Rahmen Österreichisch-Schlesiens, Krnov selbst verwandelte sich dann in ein bedeutendes Zentrum der Textilindustrie.1960 wurde der Bezirk Krnov aufgehoben und sein Gebiet an den Bezirk Bruntál angeschlossen.

So wie auf ihren anderen Gütern erwiesen sich die Liechtensteiner auch in Krnov als grosszügige Spender: Fürst Johann II. förderte zum Beispiel die Renovierung der abgebrannten Wallfahrtskirche am Lobenstein/Cvilín (1865), den Bau des Schützenhauses [Střelecký dům] (1907) sowie auch eines Krankenhauses (1907), das bis 1918 seinen Namen trug, schenkte der Stadt Grundstücke für die Errichtung der Strasse Mikulášská (1904) und den Bau eines Gymnasiums (1875) und finanzierte den Bau eines Aussichtsturmes – der sogenannten Liechtensteinwarte (1902). 1945 wurden den Liechtensteinern das Schloss Jägerndorf sowie auch weitere Immobilien konfisziert, das Wappen des Fürstentums Jägerndorf bildet jedoch bis heute einen Bestandteil des Wappens des Fürstenhauses von Liechtenstein bzw. des Staatswappens Liechtensteins.

Unter den durch das Bezirksarchiv in Bruntál betreuten Archivfonds ist in Bezug auf die Geschichte des Hauses Liechtenstein insbesondere der gut erhaltene Fonds Archiv města Krnov [Archiv der Stadt Jägerndorf] (1410)1437–1945 von Bedeutung, der die Verwaltung dieser Stadt dokumentiert. Einen Bestandteil des Fonds bildet unter anderem auch eine Reihe von Stadtbüchern, wovon das älteste seit 1522 geführt wurde. Nachweise über die Beziehung der Liechtensteiner zu ihrem Vermögen im gegenständlichen Gebiet sind ebenfalls in den Fonds der politischen Verwaltung und der Gerichtsverwaltung zu finden, wie beispielsweise im Fonds Okresní úřad Krnov [Bezirksamt Jägerndorf] (1726)1850–1938(1954). Am Rande können für die Forschung über die Familie des Hauses Liechtenstein auch weitere ihre damaligen Vermögen betreffende Fonds in Anspruch genommen werden, wie beispielsweise die Fonds Archiv města Horní Benešov [Archiv der Stadt Benisch] 1662–1945 oder Archiv města Moravský Beroun [Archiv der Stadt Bärn] 1568–1945(1946), aber auch die Fonds der Bezirks- und örtlichen Nationalausschüsse, die partielle Informationen zur Konfiskation der liechtensteinischen Vermögen nach 1945 enthalten.

Kontaktangaben
Státní okresní archiv Bruntál se sídlem v Krnově
Říční okruh 12
CZ-794 01 Krnov
Tel. +420 554 625 460
E-Mail: podatelna(at)br.archives.cz
https://www.archives.cz/web/soka/bruntal/badatelna/