Lehrgang "Das Phänomen Liechtenstein"

Beschreibung

Vorlesungen für Studierende des Magisterstudiums

Garant: 

prof. Tomáš Knoz

Annotation: 

 Lehrgang Das Phänomen Liechtenstein

Der Lehrgang „Das Phänomen Liechtenstein“ befasst sich mit der Geschichte der Tätigkeit des Fürstenhauses von Liechtenstein im Gebiet Mitteleuropas aus langfristiger Sicht und mit den gegenseitigen Beziehungen zwischen der Tschechoslowakei und dem Fürstenhaus von Liechtenstein bzw. dem Fürstentum Liechtenstein in den letzten zwei Jahrhunderten. Die Liechtensteiner gehörten seit dem Mittelalter zu einem der bedeutendsten Adelsgeschlechter in den österreichischen und böhmischen Ländern. In der frühen Neuzeit erlebten sie zudem einen grossen Aufstieg, der durch Konversion zum Katholizismus, Erhebung in den Fürstenstand, Erlangung bedeutender Ämter auf der Landes- sowie auch der höfischen Ebene und massgebliche Beteiligung an grundsätzlichen Ereignissen der böhmischen Geschichte begleitet wurde. Hier sind der habsburgische „Bruderzwist“ zu nennen sowie der böhmische Ständeaufstand mit den anschliessenden Repressionen gegen seine Teilnehmer und gesellschaftliche Wandlungen nach der Schlacht am Weissen Berg. Die Mitglieder der frühneuzeitlichen und neuzeitlichen Generationen des Liechtensteinischen Fürstenhauses erwarben nicht nur einen bedeutenden Sozial- und Vermögensstatus, sondern sie wurden zugleich wichtige Schöpfer fürstlicher Hofhaltung und Förderer von Kunst und Kultur. Das Phänomen Liechtenstein wirkte sich ausserdem auch auf die moderne Ära aus. Modernisierende gesellschaftliche Prozesse, mit der Vorstellung über die historische Rolle des Fürstenhauses verbundene Stereotypen, tatsächliche oder angebliche Aktivitäten der Liechtensteiner in Krisenperioden des 19. und 20. Jahrhunderts sowie auch die Entfaltung der eigenen Staatlichkeit zwischen Mähren und dem Oberrheingebiet hatten zur Folge, dass die Liechtensteiner unter die erste Bodenreform und der auf Grundlage der Dekrete des Präsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg durchgeführten Konfiskationen fielen. Man kann feststellen, dass die Liechtensteiner dadurch zu einem einzigartigen Phänomen in der tschechischen sowie auch mitteleuropäischen Geschichte wurden.

Der Inhalt des Lehrgangs „Das Phänomen Liechtenstein“ basiert auf den Schlussfolgerungen der in den Jahren 2010–2014 tätigen Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission. Am Lehrgang werden sich neben dem Organisator Tomáš Knoz auch weitere Mitglieder und Mitarbeiter der Kommission beteiligen (Dr. Dvořák, Prof. Županič, Dr. Fučíková, Dr. Horák, Prof. Horčička, Dr. Konečný, Dr. Stögmann, Dr. Kräftner, Dr. Golec). Der Unterricht wird in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil wird sich mit dem Phänomen Liechtenstein in langfristiger Perspektive befassen. Es werden Orte des liechtensteinischen Gedächtnisses, Bildung historischer Stereotypen und Mythen, die Rolle der Kultur und Kunst bei der Konstruktion der liechtensteinischen Repräsentanz und die Konstruktion des Geschichtsbildes untersucht. Im Mittelpunkt des zweiten Teiles werden die Rolle des Fürstentums Liechtenstein im neuzeitlichen sowie modernen Europa, Fragen der ersten Bodenreform, Aktivitäten der Liechtensteiner während des Zweiten Weltkrieges und Nachkriegskonfiskationen der liechtensteinischen Vermögen stehen.

Die Vorlesungen finden jeweils dienstags von 14.10 bis 15.40 Uhr an der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität in Brno [Brünn], Arne Nováka 1, Gebäude B, Hörsaal B2.41 statt.

Der Lehrgang wird in Zusammenarbeit mit der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission (dem tschechischen Teil) veranstaltet, die beim Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der Tschechischen Republik tätig ist. 

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Workshop

Masaryk-Universität Brünn
08. Oktober 2017